TRIX EXPRESS
… mehr als nur eine Geschichte der Firma
Von den Anfängen bis 1935
1925 fusionieren die Nürnberger Firmen J. Haffner's Nachfolger (Zinnfiguren) und Vereinigte Spielwarenfabriken Andreas Förtner (Spielzeug aller Art) und nennen sich fort an Andreas Förtner & J. Haffner's Nachf. KG. Die Gesellschaft kam mit einem Stammkapital von 100.000.- RM auf den Deutschen Markt. Stephan Bing, der schon seit 1919 die Geschicke der Firma seines Vaters Ignatz Bing und seines Onkels Adolf Bing maßgeblich lenkte, kaufte Ende Oktober 1928 zusammen mit einigen bewährten Mitarbeitern, die Firma Andreas Förtner & J. Haffner's Nachf. KG. Noch 1928 wurde die Firma in eine GmbH umgewandelt. 1929 zog die Firma von der Bärenschanze in die Koberger Strasse 15 in Nürnberg, hier standen größere Produktionsstätten zur Verfügung.
Ende 1930 oder Anfang 1931 erscheint der erste TRIX-Metallbaukasten und somit auch erstmals der Name TRIX - Gedankengut des Siegfried Kahn -, der später auch Generaldirektor der Trix-Werke werden sollte. Damals konnte man in vielen Geschäften den ersten Metallbaukasten für 50 Pfennig kaufen. Die Metallbaukästen wurden nach England, Frankreich, Österreich und Spanien exportiert. Deshalb wurden Lizenzen in die jeweiligen Länder vergeben. Am 17.02.1932 wird in 4 Golden Lane, London EC 1 die Firma TRIX LTD. gegründet. Das Stammkapital betrug £ 100,00 aufgeteilt in Aktien zu je £ 1,00. Die Mehrheit wurde von Herbert Oppenheim gehalten – einem Handelsvertreter/Rechtsanwalt der Firma Vereinigte Spielwarenfabriken Andreas Förtner & J. Haffner's Nachf. GmbH, womit auch die "Linientreue" zur Muttergesellschaft in Nürnberg gewährleistet wurd
Als erstes entschloss man sich in England, eine eigene Firma zu gründen. Aufgrund einer langen Freundschaft zwischen Stephan Bing und Wenman Joseph Bassett-Lowke, die sich während eines früheren England-Aufenthalts Bing's kennen gelernt hatten, entstand hier auch eine Kooperation geschäftlicher Art.
Angespornt durch den Erfolg der Bing Tisch-Bahn aus den 20er Jahren, entwickelten u. a. Ernst Beyer und Oswald Fischer in Nürnberg das TRIX-EXPRESS System, welches durch den letztgenannten maßgeblich beeinflusst wurde. Allerdings musste ein "Gentleman-Agrement" mit der Firma Gebr. Märklin gemacht werden. Und nach umfangreichen Entwicklungen präsentierte man am 03.03.1935 die TRIX-EXPRESS Modelleisenbahn auf der Leipziger Frühjahrsmesse.
Damit war die Marke TRIX EXPRESS geboren.
Die Jahre von 1935 bis 1949
Die Modelle wurden anfänglich für den gesamten Markt in Nürnberg hergestellt. In England wird TRIX-EXPRESS erst kurz vor Weihnachten 1935 unter dem Namen Bassett-Lowke Twin-Train Table Railway vorgestellt.
Durch den weiteren Verlauf der deutschen Geschichte wird aufgrund der antisemitischen Gesetzgebung die Nürnberger Firma an Ernst Voelk "verkauft" (übertragen). Ernst Voelk war damals Präsident der Nürnberger Handelskammer und Besitzer der Firma Johann Distler KG. Der Kaufpreisbetrug 537.000.- RM und lag natürlich weit unter Wert. Ab 10.05.1938 heißt die Firma dann TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken Andreas Förtner & J. Haffner's Nachfolger, ohne den Zusatz GmbH. Der Name TRIX wird ab sofort bei allen Produkten, Katalogen und Anzeigen vorangestellt - für Patentanmeldungen und Schreiben an offizielle Stellen wird dieser Zusatz allerdings nicht benutzt. Meine eigene Vermutung diesbezüglich geht dahin, das der Name TRIX, zumindest was die erste offizielle Eintragung betrifft, aus England stamm
Trotz der Kriegswirren läuft die Produktion, wenn auch wegen fehlendem Rohmaterial nur eingeschränkt, bis September 1940. Es wird noch die
BR 71 auf den Markt gebracht. Danach wurde die Produktion von kriegswichtigem Material aufgenommen. Es wurden z.B. Getrieberäder hergestellt.
Nachdem im Krieg ein Grossteil der Produktionsstätten durch diverse Bombenangriffe in Mitleidenschaft gezogen wurde, begann die sporadische Herstellung einzelner TRIX-Teile erst wieder im Frühjahr 1947. Durch den Zwangsverwalter Max Epperlein wurden zwischenzeitlich die Häuser in Nürnberg und Koppenhof verkauft. Ein Grossteil der Maschinen ging in den Besitz der Firma Johann Distler KG über.
In den englischen Werkstätten wurde ab Ende 1945 und Anfang 1946 unter anderem mit der Herstellung von Brückenbausätzen begonnen, die als Training für Pioniereinheiten vor dem Aufbau der eigentlichen Brücken dienten.
Im Februar 1949 erreichten H. Oppenheimer (als früherem Mehrheitsaktionär) und Ernst Voelk eine Einigung, in der es um die Rückübertragung der Firma an die alten Besitzer ging. Dieser Vorschlag wurde dem Kriegsgerichtshof in München zur Entscheidung vorgelegt. Im Mai 1949 entschied das Gericht, das der Kaufvertrag vom 27.04.1938 nichtig war und die ursprünglichen Besitzer die Firma weiterführen konnte. Die neue, als GmbH ausgewiesene Firma, wurde am 19.01.1950 rück-wirkend zum 21.06.1948 eingetragen und hatte ein Stammkapital von 260.000,- DM. Ab sofort hieß die Firma TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken GmbH.
Der erste Nachkriegskatalog erschien noch 1949. Er ähnelte in der Gestaltung und vom Inhalt her sehr stark dem englischen TRIX Ltd.-Exportkatalog von 1948.
Die Jahre von 1949 bis 1952
Die Produktion 1949 begann im Wesentlichen mit den Modellen der Vorkriegsjahre. Neuheiten (Variationen) sind eigentlich nur der Tankwagen "STANDARD" (20/78St) und der gedeckte Güterwagen ohne Bremserhaus (20/79). Die Wagen mit den kurzen Achsabständen fallen aus dem Programm. Auch fehlen die bis dato angebotenen Many-Ways Gebäude, die Metallbaukästen und der Bahnübergang (20/238). Der Katalog von 1949 hat auch ein von den früheren Katalogen abweichendes Format - er ist 281 x 178 mm groß und entspricht damit keinem mir bekannten Mass. Erstmals erscheint auch das TRIX-Logo auf einem Katalog, wobei auffällt, dass unter der Lok der Schriftzug "TRADE MARK" zu lesen ist.
1950 erscheint der nächste Katalog (Format DIN A5 quer) mit einigen echten Neu-entwicklungen. Es kommt der "Bromberg", der "Köln" sowie die ersten 4-achsigen Tankwagen.
1951 gewann TRIX den fränkischen Modellbauer Walter Diller für die Herstellung eines eigenen Gebäude-Sortiments. Diller war es wohl auch, der die Modell-Anlagen für die Spielwarenmessen von 1950 bis 1954 hergestellt hatte. Ebenfalls im Jahr 1951 begann die Herstellung von superdetaillierten Modellsignalen durch den Coburger Albin Rückert (Rüco). Diese Signale waren bis 1958 im Programm.
1952 Aufgrund finanzieller Probleme entschieden sich H. Oppenheim und Partner, ihre Anteile an der Firma TRIX zu verkaufen. Allerdings wurde vorher (01.04.1952) noch ein Vertrag zwischen TRIX Ltd. und dem Mutterhaus in Nürnberg unterzeichnet, worin die totale Zusammenarbeit über einen Zeitraum von 10 Jahren festgelegt wurde - eingeschlossen die Entwicklung neuer Modelle und der gegenseitige Verkauf von Modellen auf dem jeweiligen "hauseigenen Markt". Hintergrund war, ein möglichst gutes Geschäftsergebnis für beide Firmen zu erreichen. Der Verkauf von Aktien im Wert von 152.000.- DM vom 13.10.1952 entließ H. Oppenheim, S. Kahn, Franz Bing (Sohn von S. Bing und früher Direktor von TRIX Ltd.) sowie dessen Schwester Lilli Sommer, die schon früher für die Firma bei der belgischen Niederlassung Bleyfuesz und Verboven tätig war, aus jeglicher Verantwortung und Einfluss.
Und wieder war es E. Voelk, der als Geschäftsführer die Geschicke der Firma TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken GmbH übernahm. E. Voelk wollte eigentlich die gesamte TRIX-Produktion unter dem Namen seiner eigenen Firma, der Ernst Voelk KG (Spielwaren) weiterführen, was aber aus rechtlichen Gründen nicht ging. Durch einen weiteren Vertrag vom 31.12.1954 "mietete" er das Recht, den Namen TRIX zuführen. Seine eigene Firma hieß dann TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken Ernst Voelk KG, die im April 1955 offiziell eingetragen wurde.
Die alte Firma TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken GmbH wurde noch im Dezember 1954 in TRIX Spielwaren GmbH umbenannt und diente ausschließlich als Auslieferer für die neue Firma. Einziger Anteilseigner war die Johann Distler KG (E. Voelk). Die TRIX Spielwaren GmbH wird 1959 aufgelöst und geht in die J. Distler GmbH über.
Die Jahre von 1953 bis 1964
1953 stellt TRIX das gesamte System auf Gleichstrom um und entwickelt ein neues Gleissystem (Fleischmann kommt im selben Jahr auf den Markt). In Zusammenarbeit mit der Nürnberger Firma Distler (Voelk) bringt TRIX eine 4,5 Volt Batterie-Bahn auf den Markt. Laut dem Neuheitenblatt von 1953 erscheinen 3 Varianten der Batterie-Bahn. Des Weiteren werden (resultierend aus vorher genannten Verträgen) aus der englischen TTR-Produktion die so genannten "Weltrol"-Tieflader in das Programm aufgenommen. Es erscheinen außerdem die ersten Wagen aus Metall-Spritzguss.
1954 ist dann auch die Belade-Einrichtung (20/402) sowie ein Güterzug mit Entlade-Einrichtung (7/1015) auf dem deutschen Markt erhältlich.
1959 entwickelt Günther Kurz, Schwiegersohn von E. Voelk, den MINITRIX, eine Bahn im Maßstab1:180 - Zinkspritzguss - handbemalt. Diese unmotorisierten Modelle („Schiebe-Trix“) erscheinen erstmals 1961 im Katalog.
Durch die Zusammenarbeit 1961 mit der italienischen Firma Rivarossi aus Como kann TRIX mit insgesamt 15 Wagen der ital. Staatsbahn FS und mit 16 Wagen amerikanischer Bauart auf warten. Außerdem werden drei ital. E-Loks und zwei amerik. Dieselloks angeboten. Als Besonderheit werden auch Modelle der Mailänder Straßenbahn vom amerikanischen Typ "Edison" in den Farben Gelb und Grün - samt Zubehör – von TRIX angeboten.
1961 konnte TRIX auch den Modellbauer Willy Ade für seine Entwicklungsarbeit gewinnen. Ade konstruierte und baute die 26,4 m Reisezug-Wagen der DB im Maßstab1:100 und vertrieb sie unter dem Markennamen TRIX EXPRESS und TRIX INTERNATIONAL. Bis 1968 wurde von Willy Ade auch die "Super-Modellwagen" (10 Güterwagen, 4 Personenwagen für die T 3 und die T 3 selber) für TRIX entwickelt. Allerdings machte sich Ade 1969 selbständig und verkauft fortan seine Modelle unter dem Namen Röwa.
Die zuvor erwähnten italienischen Modelle sind allerdings nur bis 1964 erhältlich, weil TRIX in diesem Jahr auch die International-Serie auf den Markt bringt, was Rivarossi scheinbar nicht gefallen hat und die Zusammenarbeit beendet. Im gleichen Jahr erscheinen die 1:180-Modelle erstmals motorisiert unter dem Namen MINITRIX ELECTRIC, jetzt auch im Maßstab 1:160. Die Marke MINITRIX war geboren.
Die Jahre von 1965 bis 1998
Im Januar 1966 verkaufte E. Voelk die Firma TRIX - 1962 hatte Voelk Distler nach Belgien verkauft - an den Spielzeug- und Puppenhersteller Schildkröt aus Mannheim, einem Tochterunternehmen der Rheinischen Kunststoffchemie. Das Unternehmen hieß dann ab Dezember 1970 Schildkröt-TRIX Spielwaren GmbH und änderte den Namen nochmals im August 1971 in Schildköt Spielwaren GmbH. In diesen Jahren stagnierte die Entwicklung des HO-Sortiments, obwohl Günther Albrecht, der Rudolf Insam nach dessen Pensionierung ablöste, als der Erfinder des Mehrzugsystems (1973) auf elektronischem Weg gilt. Das Unternehmen TRIX Vereinigte Spielwarenfabriken Ernst Voelk KG, das weiterhin Bestand als Tochterfirma hatte, stellte im Dezember 1970 die Produktion ein. Der gesamte Inventar wurde 1971 an die Fürther Firma GAMA GmbH & Co. KG (Georg Adolf Mangold) verkauft. Ab sofort hieß die Firma dann TRIX-Mangold GmbH & Co. KG. Mit dem neuen Geschäftsführer Jürgen Schlegel kam auch wieder Leben in die HO-Produktion, obwohl nach wie vor der Schwerpunkt des Gesamtsortiments bei der Nenngröße N (mittlerweile 1:160) lag. Es erschienen in den folgenden Jahren diverse Neuentwicklungen, z. B. BR 221, BR 217, E 111, E 05 und ET 87.
1982 wurde die Firma in TRIX-Mangold GmbH umbenannt.
Neben diversen weiteren Neukonstruktionen auf dem Sektor der Waggons brachte TRIX 1983 die digitale Modellbahn-Steuerung "Selectrix 2000" auf den Markt. Das System, das ständig weiterentwickelt und verbessert wurde, zählt auch heute noch zu den Spitzensystemen der Mehrzug-Steuerung.
1988 gelangte die erste in Kooperation mit Märklin aus Göppingen entwickelte Produktion auf den Markt. Es handelte sich hierbei um die BR 103 der DB sowie drei 27cm langen dazugehörigen IC-Wagen.
Am 27. Januar 1993 heißt es in einer Pressemeldung der Memminger Zeitung: „Nürnberg (dpa). Der Autominiaturenhersteller Gama (Georg Adam Mangold) mit Markenrechten und Modellformen an Schuco wird mit dem Modelleisenbahn- und Modellbaukastenhersteller TRIX-Mangold zusammengelegt. Die Gama- Produktionsstätte Fürth mit gut 100 Mitarbeitern wird mit dem TRIX-Werk in Nürnberg zusammengelegt.“
Der Katalog 1995/96 trägt den Aufdruck TRIX-Schuco GmbH & Co.
Zum 60igsten Geburtstag im Jahr 1995 stellt TRIX dann die regelmäßige Produktion von Express-Modellen ein und beschränkt sich nunmehr auf die Produktion der Reihen TRIX (International) und Minitrix. Für die Zukunft werden lediglich noch einzelne Sondermodelle für TRIX EXPRESS angekündigt.
Nach diversen Umstrukturierungen und Verhandlungen übernimmt die Märklin-Holding mit Vertrag vom 14. Nov.1996 zum 01. Januar 1997 die TRIX Modelleisenbahn GmbH & Co. KG, eines von drei Standbeinen der ehemaligen TRIX-Schuco GmbH & Co. Entwicklung, Fertigung und Produktion verbleiben in Nürnberg. Die Verwaltung und Vertrieb werden größtenteils von Göppingen aus organisiert.
Trix als Exportschlager
Schon zu Beginn in den 30er Jahren waren die Produkte ein großer Erfolg im Ausland. Sowohl der Metallbaukasten als auch die Modellbahn waren in den europäischen Ländern sehr beliebt.
Besonders hervorzuheben ist der Erfolg in Großbritannien. Unter dem Begriff TTR (Trix Twin Railway) waren Trix Express-Produkte auch in England erhältlich. Dort gründete man 1938 ein eigenes Unternehmen und entwickelte eine eigene englische Modellpalette speziell für den englischen Markt. Ende der 50er Jahre begann man mit der Fertigung von Kunststoffmodellen; das Dreileiter-System konnte sich dort immerhin noch bis 1967 halten, bis man auf das internationale Zweileiter-System umstellte. Anschließend wechselte das Unternehmen mehrmals den Besitzer und firmierte zeitweise auch als Trix Trains und British Trix. Das Erbe von TTR trat in den 70er Jahren dann Liliput über ein britisches Tochterunternehmen an.Noch heute haben Trix Twin Railway- und Trix Express-Modelleisenbahnen einen großen britischen Sammlerkreis. Ähnlich wie in Deutschland veranstaltet man auch in England Modellbahnbörsen, auf denen speziell nur Produkte rund um das System „Trix Express“ angeboten werden.
Vor dem 2. Weltkrieg wurden die Modellbahnen von Trix Express und Trix Twin von dem bekannten Spielwarenhändler FAO Schwarz in die USA importiert und in eigenen Katalogen beworben. Dabei wurden auch besondere Modelle für den amerikanischen Markt angeboten.
In den USA war und ist heute vor allem Minitrix ein großer Erfolg, ein reichhaltiges Produktangebot an amerikanischen Modellen steht hier zur Verfügung.